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Call for Artists: Residencies "Zu treuen Händen - to hold in trust"

Frist: Sonntag, 06. März 2022

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DE The Watch ist eine Gruppe von Künstler*innen, Kulturschaffenden und Wissenschaftler*innen, die einen der letzten verbliebenen ehemaligen DDR-Wachtürme in Berlin am Schlesischen Busch (an der Grenze zwischen Berlin-Treptow und Berlin-Kreuzberg) während der Sommermonate in der Form von Residencies, Veranstaltungen, Vorführungen und Gesprächen bespielt. Jeweils für den Zeitraum von zwei Jahren arbeitet The Watch zu einem übergreifenden Thema, 2022-23 unter dem Titel "Zu treuen Händen - to hold in trust“. Für den Sommer 2022 suchen wir drei Künstler*innen oder Kollektive, die sich mit dem Begriff des Vertrauens im Rahmen und Kontext des Turms und unserer Zeit auseinandersetzen. Es werden für die Zeit von Mai bis Ende August 2022 drei jeweils sechswöchige Residencies im Grenzwachturm ausgeschrieben. Die Treuhandanstalt war eine Behörde, die von der Regierung der DDR eingerichtet wurde, um ostdeutsche Unternehmen vor und während der deutschen Wiedervereinigung zu privatisieren. Ursprünglich vom Ministerrat der DDR im Jahr 1990 gegründet, überwachte die Treuhand die Umstrukturierung und den Verkauf von etwa 8.500 staatseigenen Unternehmen mit über vier Millionen Beschäftigten. Damals war sie das größte Industrieunternehmen der Welt und kontrollierte alles, von Stahlwerken bis zu Filmstudios. Der Turm als Relikt der DDR wurde nicht wie Unternehmen abgewickelt. Uns interessieren aber Ansätze, diesen Begriff der “Treuhand" zu aktualisieren und zu einem umfassenderen Begriff von Vertrauen zu erweitern, der sowohl wirtschaftliche, emotionale, politische als auch philosophische Deutungen umfasst. Wir möchten die Beziehung zwischen der Wiedervereinigung und den sozioökonomischen Entwicklungen, wie z.B. der Gentrifizierung, die gegenwärtig in dem den Turm umgebenden Gebiet stattfinden, untersuchen. Wir sind gespannt auf Vorschläge von Forscher*innen, die die städtischen und historischen Hintergründe untersuchen, aber auch auf Projekte, die sich mit emotionalen, kollektiven, persönlichen und politischen Begriffen von Vertrauen auseinandersetzen und sich mit der heutigen Landschaft im und um den Turm herum beschäftigen. In Anbetracht der laufenden Archivarbeiten zur Rolle der Treuhand aber auch unseres eigenen wachsenden Archivs zur Geschichte künstlerischer Projekte im Grenzwachturm suchen wir einen Vorschlag (innerhalb der drei Residencies), der neue Erkenntnisse zu Archivierungspraktiken im Rahmen dieses thematischen Zyklus erforscht. Wie gewinnen und erhalten wir Vertrauen? Welche Rolle spielt Vertrauen im Alltag, am Arbeitsplatz, in Freundschaften, Geschäftsbeziehungen, auf dem Markt, in den Medien und in anderen Kontexten? Wem vertrauen wir und warum? Was sind Anzeichen oder Hinweise auf Vertrauen? Wie beurteilen wir Vertrauenswürdigkeit? Wie hängen Vertrauen, (Un-)Gewissheit und Zukunft zusammen? Können wir unserem Bauchgefühl vertrauen? Können wir Vertrauen sichtbar machen: durch Gesten, ein Lächeln, Worte, Verträge? Wie kriegen wir Vertrauen in den Griff?

Rahmenbedingungen der Residency: —Der Grenzwachturm wird durch den Verein Flutgraben e.V., ein selbstorganisiertes Atelierhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, betreut. —Jede Residency ist (maximal) 6 Wochen lang. —Der Zugang zum Wachturm ist möglich auf der Grundlage der Nutzungsbedingungen und auf eigene Gefahr. —Der Grenzwachturm verfügt weder über Toiletten noch fließendes Wasser, er ist leider nicht barrierefrei. Jede(r) Resident*in erhält aber Zugang zum nahegelegenen Atelierhaus Flutgraben mit der Möglichkeit der Benutzung der Toiletten und der Gemeinschaftsküche, sowie eine Einführung in sämtliche Strukturen und Ressourcen, die für den Aufenthalt benötigt werden bzw hilfreich sind. —Die Forschung und Ergebnisse der Residency sollen Teil eines gemeinsamen öffentlichen Auftritts Ende 2023 sein. Dessen Form wird von The Watch im Verlauf der Residencies 2022 und 2023 zusammen mit allen teilnehmenden Künstler*innen entwickelt. —The Watch trifft sich regelmäßig, um Inhalte, Gedanken, Skizzen, Worte, Bilder, fertige oder unfertige Arbeiten zu teilen.Die Teilnehmer*innen der Residency sind aufgefordert, an diesen monatlichen Recherchetreffen während der Zeit ihrers Aufenthalts im Grenzwachturm teilzunehmen. Dieser Salon ist ein öffentlicher Moment, der aufgrund der momentanen Corona-Bestimmungen vor allem online stattfinden wird. —The Watch arbeitet auf freiwilliger Basis und erhält keine weitergehenden öffentlichen Mittel für die Residency. Für jeden Aufenthalt wird ein symbolisches Budget von 200 EUR bereitgestellt, um mögliche Material- und Produktionskosten zu decken. Es ist nicht möglich, während der Residency im Wachturm zu wohnen. Wir bitten daher vor allem um Bewerbungen von in Berlin ansässigen Produzent*innen.

Termine: Residency #1: 15. April - 31. Mai 2022 Residency#2: 01. Juni - 15. Juli 2022 Residency #3: 15. Juli - 30. August 2022 Die Bewerbung sollte beinhalten: — ein PDF-Dokument (maximal 300 Wörter) mit Angaben zum eigenen Interessenschwerpunkt innerhalb der Residency, wie dieses sich zum Themenfeld der Ausschreibung bezieht und was in der Zeit des Aufenthalts im Grenzwachturm untersucht werden soll. — Bitte auch den bevorzugten Residency-Zeitraum angeben sowie eine alternative zweite Wahl. — ein PDF-Dokument mit biographischen Angaben (max. 150 Wörter) und 2-3 Bilder eigener Arbeiten bzw. 2 Links bei zeitbasierten Arbeiten (max. 3 Minuten pro Arbeit) oder 2-3 Textauszüge (max. 2 Seiten pro Text). (Max 2MB) Bitte senden Sie Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen bis zum 1. März 2022, 18.00 Uhr (CET), per E-mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Die Liste der Resident*innen für 2022 werden Mitte März bekannt gegeben.