Learning Plays – A School of Schools // Eine Zusammenkunft alternativer Akademien, Schulen und Universitäten

Frist: Sonntag, 10. April 2016

Learning Plays – A School of Schools // Eine Zusammenkunft alternativer Akademien, Schulen und Universitäten
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Learning Plays – A School of Schools Eine Zusammenkunft alternativer Akademien, Schulen und Universitäten

Ein Projekt des Impulse Theater Festivals in Kooperation mit dem Ringlokschuppen Ruhr und Urbane Künste Ruhr Mülheim/Ruhr, 18. - 25. Juni 2016

Mit Chto Delat – School of Engaged Art (St. Petersburg); PAF – Performing Arts Forum (St. Erme); The Silent University (Athen, Amman, Hamburg, London, Mülheim, Stockholm) & Vierte Welt Kollaborationen (Berlin)

„Learning Plays“ ist eine Schule der Schulen: Vier von Künstlern initiierte Plattformen für Wissensproduktion und -austausch verlagern ihren Sitz für eine Woche nach Mülheim an der Ruhr. Anstatt noch eine weitere Methodik für noch eine weitere Sommerakademie zu erfinden, lädt „Learning Plays” vier beispielhafte Initiativen ein, ihre Praxis durch praktische Anwendung zu teilen.
Was sind die Möglichkeiten und die Pflichten von Kunst, Aktivismus, Theorie und Theater in einer politisch und sozial sich immer mehr zuspitzenden Zeit? Welche organischen intellektuellen Praktiken werden gelebt?
„Learning Plays“ bezieht sich einerseits auf die Tradition alternativer erzieherischer Ansätze – seien es die Jugend- und Reformbewegungen der 1910er, Paulo Freires Konzept der Pädagogik der Freiheit in den 1970ern oder Gayatri Chakravorty Spivaks aktueller Ansatz ästhetischer Erziehung – und verweist andererseits auf Bertolt Brechts Lehrstück-Theorie: die Idee eines Theaters ohne Trennung zwischen Publikum und Schauspielern, eine agonistische Gruppensituation, in der man lernt, politische Realitäten zu verstehen und entsprechend zu handeln. Auf unterschiedliche Weisen haben alle vier eingeladenen Initiativen eigene performative Modelle von Wissensproduktion und -transfer entwickelt – und sind gleichzeitig tief in die Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen politischen Wirklichkeit involviert.
Während sich die Silent University mit verschiedenen Formaten an Flüchtlinge und Emigranten aus der Region wendet, laden die School of Engaged Art, PAF und die Vierte Welt Studierende, junge Berufstätige und alle anderen ein, die an kollaborativen Arbeitssituationen interessiert sind. Eine Teilnahme ist nur in jeweils einer der Gruppen möglich, es wird jedoch genügend Gelegenheit zum Austausch darüber hinaus geben.

Im Anschluss an den sechstägigen Workshop findet eine eintägige Konferenz statt. Die Teilnahme ist nur für die gesamte Dauer von „Learning Plays“ möglich (Ankunft am 18.06., Abreise am 26.06.). Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Bitte schicken Sie Ihre Bewerbung bis spätestens zum 10. April an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! .

Geben Sie bitte an, an welcher Gruppe Sie teilnehmen möchten (und ggf. eine zweite Wahl, falls die erste nicht möglich sein sollte). Bitte beschreiben Sie Ihr Interesse/Ihre Motivation und fügen Sie einen Lebenslauf an. Alle Unterlagen können ausschließlich auf Englisch eingereicht werden.
Die Unkostenbeteiligung für Essen und eine Schlafstelle im Zelt beträgt 120 Euro für die gesamte Woche. Andere Formen der Unterbringung sind auf eigene Kosten möglich. Gute Englischkenntnisse sind erforderlich. Für Teilnehmer mit geringem oder keinem Einkommen versuchen wir, finanzielle Beihilfen für den Teilnehmerbeitrag zu finden. Wo nötig, unterstützen wir auch die Suche nach Reisekostenzuschüssen.

WORKSHOPS
Chto Delat – School of Engaged Art
Was bedeutet heute sozialistische Kunst? Die School of Engaged Art (St. Petersburg) wurde 2012 von Chto Delat gegründet, einem Arbeitskollektiv von Künstlern, Kritikern, Philosophen und Schreibenden, die das Ziel haben, politische Theorie, Kunst und Aktivismus als Werkzeug politischer und ziviler Mitwirkung einzufordern und neue Formen emanzipatorischer Erziehung durch Kunstpraxis neu zu betrachten. Die School of Engaged Art funktioniert als modulare Kunstschule, die in von reaktionärem Diskurs geprägten Zeiten, mit den Möglichkeiten engagierter Kunstpraktiken experimentiert. Chto Delat ist für utopische Fragestellungen und das Thematisieren kommunistischer Vorstellungen und Sehnsüchte bekannt. Die School of Engaged Art untersucht künstlerische Arbeitsweisen, die in einer feindlichen Welt des Warenfetischismus operieren, aber gleichzeitig fundamental unterschiedlich strukturiert sind. Das ist dringlicher denn je, denn Kulturarbeiter sind wachsendem konservativen oder reaktionären Druck und der Instrumentalisierung ihres kreativen Potenzials nicht nur durch den Neo-Liberalismus ausgesetzt. Auf der anderen Seite gibt es Herausforderungen durch die Entwicklungen neuer populärer linker Bewegungen, die mutig fordern, nicht nur dringende ökonomische und soziale Probleme anzugehen, sondern auch eine neue Vision kultureller Politik (wie im Falle von Syriza oder Podemos) zu entwickeln, die für einen echten politischen Wandel nötig ist.
Der Frage „Was bedeutet heute sozialistische Kunst?“ wird durch die Entwicklung, Probe und Aufführung eines neuen Lehrstücks nachgegangen, während wir neue Definition sozialistischer Kunst suchen, ihre Traditionen betrachten und die Möglichkeiten einer praktischen Verwirklichung erkunden. http://chtodelat.org/

PAF – Performing Arts Forum Weder Kultur noch Kunst – Erziehung gemäß PAF Valeria Graziano, Vanessa Ohlraun und Mårten Spångberg In dem Maße, in dem Wissen eine Ressource ist, impliziert sie auch die Entstehung von Formen der Macht. Wie kann Wissen verteilt werden, ohne Macht nur zu bestätigen oder zu verstärken, sondern vielmehr neue Formen der Machtbildung zu entdecken? Lernen kann nicht nur Homogenität und Stabilität fördern. Lernen heißt auch, die etablierten Strukturen anzugreifen. Gibt es alternatives Lernen, das Dichotomien wie Wissen gegen Nicht-Wissen überwindet? Wissen und Lernen ist etwas, das man sich leisten können und in das investiert werden muss. Es ist fester Bestandteil unseres gegenwärtigen Systems. Reicht es aus, alternative Formen des Lernens und der Erziehung zu betreiben oder muss man darüber nachdenken, wie die Beziehung zwischen Leben und Wissen eigentlich aussieht, ganz zu schweigen von der Beziehung zwischen Wissen und Kultur, Kommunikation und Kunst?
Das von Jan Ritsema initiierte Performing Arts Forum (PAF) im französischen St. Erme hat sich in mehr als zehn Jahren als Knotenpunkt informeller Experimente im Bereich des Wissens, des Lernens und der Erziehung etabliert, inklusive unorthodoxer Formen der Verwaltung, des Engagements, der Aktivitäten und der Sozialität. Der Workshop basiert auf den Erfahrungen des PAF und seiner eigenständigen Initiativen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass PAF vollkommen selbst-organsiert ist und ohne öffentliche oder ähnliche Zuschüsse existiert. Der Workshop erprobt in Seminaren und Diskussionen neue Formen, die oft die Schwelle zwischen Wissen und künstlerischer Aktivität überschreiten - ein Graubereich, der aktuell besonders interessant ist. http://www.pa-f.net

Vierte Welt Kollaborationen
Die Vierte Welt ist eine offene Produktionsplattform von Künstlern, die für eine kollaborative Praxis eintreten und in der Theorie, Kunst und Politik, Philosophie und Aktion das Gespräch suchen. Für eine Woche verlegt sich die Vierte Welt von Berlin nach Mülheim, um für ein Theater nach dem Projekt und jenseits von Vermarktungszwängen zu arbeiten. Ganz konkret wird – anhand eines Textes des Philosophen Boyan Manchev, mit dem die Idee von Subjektivität neu erzählt wird – an einer Technik der kollaborativen Kunstpraxis und des selbstbestimmten Zusammenschlusses geprobt. Denn Kollaboration ist eine Tätigkeit – im Falle der Vierten Welt meist eine künstlerische Aneignung von politischer Philosophie im Schutzraum Kunst, um der unveränderlichen Wirklichkeit eine Alternative des Denkens anbieten zu können. Jenseits von akademischen Einschließungen und Verwertungskreisläufen geht es in dieser Suche darum, philosophische Entwürfe im performativen Raum für ein öffentliches Denken produktiv zu machen. Dabei dreht es sich nicht nur um eine neue ästhetische Praxis, sondern auch darum, neue Formen des (transnationalen) Gesprächs, aus der Performance heraus, zu entwickeln. Es geht darum, aus künstlerischen, performativen Formen eine Praxis der Kritik zu erfinden, die auf eine, sich in der Kritik zeitigende Wahrheit besteht und dabei versucht, deren Produktivkraft für eine emanzipatorische Transformation zu mobilisieren.
http://www.viertewelt.de

The Silent University
Welche Form von Wissen lassen wir zu, wo sind die Grenzen des freien Austauschs? Die Silent University, ursprünglich vom kurdischen Künstler Ahmet Öğüt initiiert, ist eine autonome Plattform für Akademiker, die ihr Wissen und ihre Fertigkeiten als Lehrende nicht mehr teilen können, weil ihr Aufenthaltsstatus nicht sicher ist oder ihr akademischer Grad nicht anerkannt wird. Diese Universität von Flüchtlingen, Asylsuchenden oder Migranten reaktiviert das Wissen ihrer Mitglieder und macht den Prozess des Austauschs für alle Seiten zum Vorteil, indem sie alternative Währungen statt Geld oder freiwilliger Dienste anbietet. Diese Erkundungen sollen das Versagen des Systems sowie den Verlust von Fähigkeiten und Wissen sichtbar machen, den Menschen erleiden, wenn sie als Asylsuchende zum Schweigen gebracht werden. Die Silent University existiert in Hamburg, London, Mülheim/Ruhr und Stockholm. In Athen und Amman werden gerade Zweigstellen aufgebaut. Während „Learning Plays“ werden Protagonisten aus allen Städten zum ersten Mal zusammenkommen, um die Prinzipien der Silent University zu diskutieren und Möglichkeiten zukünftiger Zusammenarbeit zu finden. Zusätzlich werden öffentliche Workshops, Vorlesungen und Seminare angeboten. Aufgrund der besonderen Situation der Silent University ist es nicht möglich, sich für diesen Workshop anzumelden. Wenn Sie allgemein an der Silent University interessiert sind oder einen Beitrag leisten möchten, kontaktieren Sie uns bitte.
http://thesilentuniversity.org