e-Living: Residuals of Future Pasts

Frist: Sonntag, 30. April 2023

e-Living: Residuals of Future Pasts
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Im diesjährigen Programm des Bärenzwingers widmen wir uns in vier Ausstellungen dem Thema Nachlese (engl. Gleaning). Dabei verstehen wir Nachlese nicht allein als die Praxis des Sammelns von übersehenen oder hinterlassenen Ernteresten, vielmehr als die allgemeine Praxis einer Revision und Neubewertung von (vermeintlich) Funktionslosem und Unbrauchbarem. Es ist ein semiotischer Prozess, der die teils nur impliziten Bedingungen unserer Umwelt dechiffriert und so eine Auseinandersetzung mit den Modalitäten unseres Menschseins ermöglicht. Das buchstäbliche Nachlesen stellt dadurch immer auch Normen, Selbstverständlichkeiten und scheinbar Notwendiges zur Disposition und prüft ihre Verbindlichkeit.

In der Herbstausstellung richten wir im Zuge dieser Auseinandersetzung das Augenmerk auf den Schauplatz der Simulation: die digitale Welt. Das heißt, mehr noch als unser Augenmerk auf die digitale Welt zu richten, nutzen wir die Optik der Simulation zur Sichtbarmachung dessen, was unter dem Regime der Digitalisierung unserer Lebensrealitäten, zunehmend ins Schattendasein verdrängt, ignoriert oder funktionslos wird. Die Ausstellung soll die Frage untersuchen, wie sich der Mensch unter den technologischen Entwicklungen verändert und verändert haben wird, und damit implizit auch, welche Qualitäten unveränderlich zum Menschsein dazugehören, indem sie sich gegen die Transformationen der Technologie sperren oder durch ihre Abwesenheit im „Onlife“ eine Störung der Matrix hervorrufen. Dabei handelt es sich jedoch um eine Nachlese, die den Blickpunkt der Zukunft bevorzugt, und aus diesem Blickpunkt der Zukunft nach ihren pluralen Vergangenheiten fragt – unserer oft monolithisch anmutenden Gegenwart. Diese Gegenwart wird damit weniger als faktische Notwendigkeit, vielmehr als Möglichkeitsraum erfahrbar. Insofern fragen wir mit unserem Ausstellungsprogramm nicht allein danach, was der Mensch ist, sondern auch danach, was er sein kann.

Da es sich bei den Räumlichkeiten des Bärenzwingers um ein ehemaliges Tiergehege handelt, und nicht um einen white cube, ist das Projekt immer auch vor dem Hintergrund der spezifischen Orts- und Raumsymbolik zu denken.

Künstler*innen sind herzlich eingeladen, einen konkreten Projektvorschlag einzureichen!
Von den Vorschlägen werden zwei individuelle künstlerische Positionen ausgesucht, die in einen Dialog gebracht werden sollen.

Praktische Informationen
1. Zeitplan:
- Open Call: 10.03.-30.04.23
- Auswahl Künstler*innen: 01.05.-31.05.23
- Bekanntmachung der Auswahl: Anfang Juni
- Kick-Off: 12.06.
- Zeitraum der Ausstellung: 17.08.-29.10.23 2.

Wer kann sich bewerben?
- Professionelle Künstler*innen (abgeschlossene Ausbildung) mit Wohnsitz in Berlin, Designer*innen, Kollektive.

3. Arbeitsmittel und Unterstützung:
- Die Werkproduktion wird pro künstlerischer Position mit bis zu 625 Euro finanziert. Unser Team unterstützt die Projekte außerdem mit Transport, Aufbau-Team, Pressearbeit und Besucher*innenservice.

4. Ausstellungsfläche:
- Der Bärenzwinger als Gebäude und seine zwei Außenterrassen.

5. Honorare:
- Künstler*innen- bzw. Kollektivhonorar von 2.500 Euro (je künstlerischer Position)

6. Zur Bewerbung sind einzureichen (in einem pdf-Dokument):
- Projektvorschlag (max. eine DIN A4 Seite)
- Technische Anforderungen (max. eine DIN A4 Seite)
- Mappe mit max. 10 Seiten inkl. Bilder - Lebenslauf

7. Kuration: - Joana Stamer, Julius Kaftan

8. Jury: - Künstlerisches Leitungsteam Bärenzwinger

9. Rückfragen und Einreichung an:
- Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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In this year's program of Bärenzwinger we will be dedicating four exihibitions to the theme of gleaning. We understand gleaning not only as the practice of collecting overlooked or leftover crops, but rather as the general practice of reviewing and re-evaluating the (supposedly) functionless and unusable. It is a semiotic process that deciphers the in parts only implicit conditions of our environment and that enables a literal examination of the modalities of our humanity. It thus also always puts norms, self-evident facts and seemingly necessary things up for disposition and tests their binding nature. In the autumn exhibition, we therefore turn our attention to the scene of simulation: the digital world. That is, even more than focusing on the digital world, we are using the optics of simulation to make things visible that under the regime of the digitalisation of our realities is increasingly being pushed into the shadows, ignored or rendered functionless. The exhibition aims to investigate the question of how the human being has changed and will have changed under technological developments, and thus implicitly which qualities are unalterably part of being human, in that they resist the transformations of technology or cause a disruption of the matrix through their absence in the "onlife". However, this is a gleaning that favours the viewpoint of the future, and from this viewpoint of the future asks about its plural pasts – our often seemingly monolithic present. The present is thus experienced less as a factual necessity than as a space of possibility. In this respect, our exhibition program not only asks what human beings are, but also what they can be. As the premise of Bärenzwinger is being a former animal enclosure and not a white cube, the project proposal should also always be considered against the background of the specific symbolism of the place and space. For first impressions klick here. Artists are warmly invited to submit a specific project proposal! From the applications two individual projects will be selected.

Practial Information
1. Schedule: - Open Call: 10.03.-30.04.23 - Selection of Artists: 01.05.-31.05.23 - Announcement of selection: Beginning of June - Kick-Off: 12.06. - Exhibition period: 17.08.-29.10.23

2. Who can apply? - Professional artists (completed training) resident in Berlin, designers, collectives.

3. Working materials and support: - The work production is financed with up to 625 euros per artistic position. Our team supports the projects with transport, a set-up team, press work and visitor service.

4. Exhibition space: - Bärenzwinger as a building and its two outdoors terraces.

5. Fees: - Artist or collective fee of 2,500 euros (per artistic position).

6. The following must be submitted for the application (in one pdf document): - Project proposal (max. one DIN A4 page) - Technical requirements (max. one DIN A4 page) - Portfolio with max. 10 pages incl. Pictures - CV

7. Curation: - Joana Stamer, Julius Kaftan

8. Jury: - Team Artistic Direction Bärenzwinger.

9. Questions and application: - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!